St. Maria Königin der Apostel Baiersbronn

Pappelweg 17

72270 Baiersbronn

Wie es zum Kirchenbau kam

Baiersbronn hatte schon vor dem Bau der jetztigen Kirche seit 1942 einen kleinen katholischen Kirchenraum. DIe steigende Zahl der Katholiken in Baiersbronn und Umgebung un dganz besonders auch die vielen katholischen Kurgäste im Sommer verlangtem eine Änderung und forderten einen Kirchenneubau, Die damalige Notkapelle stand unter dem Titel „Maria Köngin der Apostel“. Diesen Namen sollte auch die neue Kirche erhalten. Er schließt sich dem Bericht der Apostelgeschichte an:
„Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern“ (Apostelgeschichte 1,14).

Es wurde gewünscht, dass die neue Kirche in Baiersbronn diesen Gedanken in irgendeiner Weise ausdrücken soll, am besten durch eine klare und sichtbare Konstruktion, die sowohl die Zwölf wie auch die Eins deutlich macht. Im Inneren der Kircheist dieses System in klarer Weise durchgeführt. Die zwölf Binder, die die Mauer gliedern und die Decke tragen, schließen sich zusammen im Ring, auf dem eine Laterne sitzt. Darunter steht der Altar als zentraler Ort des gemeinsamen Petrusbrief gedeutet werden:
„Ihr aber seid eine auserwähltes Geschlecht, eine königiliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“(1 Petr 2.9).

Dieser Vers ist die grundlegende neutestamentliche Stelle über das Priestertum aller Gläubigen.

Die Kirche Christi ist auf das Fundament der zwölf Apostel gebaut, worauf die zwölf Binder mit den Apostelkreuzen hinweisen. Zwölf ist aber auch die Zahl der Auserwählung. Im ersten Testament: die zwölf Stämme, im zweiten Testament: die zwölf Apostel, in der Geheimen Offenbarung: die 12×12.000, die dem Lamme folgen. „Ihr seid eine auserwähltes Geschlecht.“

Über dem zentralen Altar öffnet sich der Raum in der Laterne, und von allen Seiten ist der Blick nach oben frei. Die Laterne selbst ist auf dem Dach abgeschlossen mit dem Symbol des dreifaltigen Gottes (Dreiecke mit Auge, Fisch und Taube).
Nach Orginalbericht Ludwig Jung, Stadtpfarrer von Freudenstadt

Aus Sicht des Architekten

Der verhältnismäßig kleine Bauplatz, seine Hanglage innerhalb des von Schwarzwald-Bergen umgebenen Tales sowie der Wunsch, eine Kirche zu bauen, die den damaligen liturgischen Wünschen entsprach, waren entscheidende Faktoren der Planung. Es war städtebaulich darauf zu achten, dass einerseits der noch nicht bebaute Hang durch einen zu mächtigen Baukörper nicht zerschnitten, andererseits aber ein der Bedeutung der Gotteshauses entsprechender Akzent geschaffen wurde. Das Ergebnis ist der Baukörper des Gotteshauses, der sich dem Rhytmus der umgebenden Berge einordnet.

Das damalige Pfarrhaus wurde betont niedrig gehalten und leicht geschwungen, zwischenzeitlich durch den Bau des Gemeindezentrums einfühlsam erneuert, der Turm losgelöst und auch hier eine harte Form vermieden. Die Gesamtgruppierung lebt von der Spannung zwischen dem gelagerten Baukörper der Kirche und dem schlanken Turm. Die Kupferverkleidungen um den Glockenstuhl mussten durch die extremen Witterungseinflüsse nachträglich angebracht werden.

Das tragende Element der Kirche ist eine Stahlkonstruktion aus zwölf Bindern, die in einem Stahlbetonring zusammenlaufen. Die Wände zwischen diesem Bindern sind aus Backsteinmauerwerk, das im Innern geschlämmt und außen mit einem wasserdichten Anstrich versehen ist. Vier Stahlsäulen tragen den Ring. Die Decke ist aus Fichtenholz. Die Materialien wurden nach Möglichkeit naturbelassen. Farbige Wirkungen sollen im Wesentlichem von den Glasbetonfenstern ausgehen.
Helmut Basten, Architekt BDA

Zu den Fenstern

„Die Ausschmückung einer Kirche soll die Gott gezollte Lobpreisung noch weiter verdeutlichen. Sie soll den Gläubigen anspornen, die heiligen Mysterien inniger zu feiern“ (Pie Regamey).
Der Raum der Kirche „Maria, Königin der Apostel“ hat auf beiden Seiten einen Wandteil aus zweieinhalb Zentimeter dicken farbigen Gläsern, die in Beton eingegossen sind. Das Licht ist das wechselvolle und geheime Leben dieser Gläser. Es steigert sie zur Glut, es schafft strahlende Zonen. Der Kirchenraum hat hier zwei leuchtende Wände. DIesen blühen gleichsam in der Verherrlichung Gottes. Von ihnen soll ein fortwährender Anruf an die BetrachterInnen ausgehen. Zeichen des Schmerzes der Passion und des Jubels der Auferstehung Christi. Ihre Ähnlichkeit oder Richtigkeit bedeutet ihre innere Übereinstimmung mit dem Wesen des Sakralen. Die Tauffenster sind als ein Hinweis auf das Einströmen des neuen Lebens durch die Taufe gedacht. Sie sind Ausdruck der Freude über das neue Leben aus der Kraft der Taufe. In den Fenstern der Altarwand stehen einfache, reale Dinge wie Kelch, Brot, Fisch, Krug als Symbole für die höhere Wirklichkeit des verklärten Lebens und Wirkens Christi.

  • In der Mitte: Abendmahl Mt 26,17 Mk 14,17 Lk 22,7
  • Unten rechts: Brotvermehrung Mt 14,15
  • Unten links: Hochzeit zu Kana Joh 2.1
  • Oben links: Ausgießung des heiligen Geistes Apg 2,1

Entwurf Maler Emil Kiess, Glasmalerei W. Derix, Rottweil

Die Ausstattung

„Mittelpunkt einer katholischen Kirche ist der Altar“; sowohl der liturgische als auch der optische Mittelpunkt: Um ihn versammelt sich die Gemeinde. Um diesen Ort ist die Kirche gebaut. Der Altar der Baiersbronner Kirche erhebt sich nicht wesentlich über die Bodenhöhe des Schiffes.

Ambo, Apostelkreuze, Tauf- und Weihwassersteine waren ursprünglich aus dem gleichen Material wie der Altar. Sie trugen zum Teil frühchristliche Symbolr, die Ende der fünfziger Jahre in der Liturgie wieder verwendet worden sind.

Der Tabernakel an der Seite wurde später eingebaut. Er stammt von Erich Bucher, Dietingen. Der jetzige Altar, Kreuzigungstorso auf Stahl und Ambo sind das Werk von Rudolf Kurz, geb. 1952 in Ellwangen/Jagst, geschaffen 1993.

Die Fläche über dem Hauptportal zeigt Symbole aus der Lauretanischen Litanei. Sie sind als freie Formen in entsprechende Aussparung eingebaut. Die fünf Themen sind dem Hauptteil der Lauretanischen Litanei entnommen. Es sind Symbole Mariens und Symbole der Kirche. Oben „Pforte des Himmels“, darunter „Morgenstern“ und „starker Turm“, als nächste Form „Gefäß der Andacht“ und anschließend „Arche des Bundes“. Die senkrechte Anordnung erinnert an die Folge der Litanei.

Plastiken der Madonna von Erich Bucher und der Apostel (Hinweis auf den Titel der Kirche) waren ursprünglich im Kircheninnern geplant. Dieses Vorhaben wurde aber bis auf die Madonna nicht verwirklicht.

Zum damaligen ersten breiten Altar wurde ein liegender Tabernakel entworfen. Die Türen waren mit dem „Reis Jesse“ gezeichnet. Er war als ein Hinweis auf den Lebensbaum gedacht.

Die sieben grünen Blätter waren in Zellen eingeteilt, in denen die sieben Sakramente dargestellt warem. Fünf rote Farbakzente auf dem Altarkreuz deuteten auf die Wundmale Jesu. Alle Metallgegenstände waren aus Kupgfer, um auch im Material (gleich wie bei den Teilen aus Sandstein) eine Einheit zu schaffen.

Die Bildhaauerarbeiten und die Entwürfe zu den Metallgegenständen, die in der Kirche nicht mehr zu sehen sind, stammen von Franz Bucher, Dietingen, verstorben 1995. Das ursprüngliche Altarkreuz wurde von Eda Assfalg, Ehingen, die übrigen Metallgegenstände von Willi Rettler, Rottenburg, ausgeführt. Die Orgel wurde 1986 von der Firma Hubert Sandter, Dillingen/Donau erbaut. Das Dekor gestaltete Emil Kiess, Donaueschingen-Fürstenberg. Intoniert wurde sie von Wolfgang Stöcker, Dillingen/Donau.

Grundsteinlegung: 15. Juli 1956
Weihe der Kirche: 30. Mai 1957
Patrozinium: 22. August